Der wahre Mut des Karikaturisten

"Paris, Kopenhagen, was kommt als nächstes?" möchte man fragen. Die Frage, die wir uns darüber hinaus stellen müssen ist nicht: "Was darf Satire?" mit der Reflexantwort : "Alles!". Das ist in demokratisch verfassten Staaten aus grundrechtlicher Perspektive eine Selbstverständlichkeit. Terroristische Fanatiker, die deshalb morden, zeigen nicht nur, dass sie diese Grundrechte verachten, sondern, dass sie allen Menschen, die nicht ihres Geistes sind, das in allen Kulturen und Religionen universale Recht auf Leben absprechen. Dies gilt es gemeinsam zu bekämpfen. Die große Qualität der Freiheit liegt aber auch darin, dass sich unabhängig vom Grundrecht der Meinungsfreiheit der Einzelne fragen kann: Wo schränkt mein Tun die Würde eines anderen Menschen ein? Wo unterstützt mein Tun nichts weiter als gesellschaftliche Spaltung und Vorurteile? Wer angesichts einer Terror-Ideologie, die sich islamischer Versatzstücke bedient, Mohammed-Karikaturen zeichnet, weiß dass er auch Muslime verletzt, deren gemeinsames Handeln mit uns zur Prävention und Abwehr gegen den Terror notwendig ist.
Insofern sind die Mohammed- Karikaturisten wie Lars Vilts und Kurt Vestergaard, sowie von Charlie Hebdoo keine Speerspitzen der Meinungsfreiheit, sondern Erscheinungsformen dieser, die auch die muslimische Community immer gleichmütiger erträgt. Sie artikulieren keinen Mut, sondern Angst! Deshalb war es auch seltsam, dass vor vier Jahren Kurt Vestergaard den SWF - Medienpreis ausdrücklich für seine Mohammed-Karikaturen mit der Begründung "Zivilcourage" erhielt. Laudatorin war damals übrigens, unsere Bundeskanzlerin. Reicht es wirklich die ewig gleich beantworteten Reflexdiskussionen um die Legitimität extremer Meinungsäußerungen und ihre inakzeptable Beantwortung durch Terror als zentrales Thema zu setzen?
Wir könnten uns stattdessen mit der ganzen Vielfalt unserer Gesellschaft und ihrer Argumente und Perspektiven fragen, wie wir als demokratisches Europa unserer aufgeklärten Selbstverpflichtung nachkommen. Fast alle europäischen Länder sind durch demokratische politische Entscheidungen in den Bereichen Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik im letzten Jahrhundert Einwanderungsländer geworden. Ob nun deshalb, weil unsere wirtschaftlichen oder demographischen Bedürfnisse einen Bedarf an Einwanderern generierten oder weil unsere Außenpolitik durchaus beteiligt war an der Entstehung von Krisen, die Flüchtlingswellen hervorbrachten ist dabei zweitrangig. Es verpflichtet uns aber alle miteinander, kulturell, religiös und weltanschaulich vielfältige und "bunte" Gesellschaften nicht nur zu tolerieren, sondern als aufgeklärte und demokratische Lebensform in unseren Ländern zu akzeptieren und aktiv mitzugestalten. Das ist die beste Vorbeugung gegen Extremismus und Terrorismus. Denn dadurch können wir zusammen die wirklichen Probleme lösen und die "Benefits" gemeinsam "ernten".
Salafismus, Pegida und Mohammed-Karikaturisten haben bei allen Unterschieden gemeinsam, dass sie die Freiheit, die sie einfordern nur in ihrem Sinne sehen können und die Freiheit demokratisch verfasster Staaten durch Angst ersetzen wollen. Dagegen erhob am 26.01.15 Neemi al Hassan, eine junge deutsche Muslima, mutig ihre Stimme. Übrigens wer wirklich sehen will, was Karikaturisten mit Zivilcourage zu tun haben, der google unter "Ali Ferzat" einem syrischen Karikaturisten, dem Bascher al Assdas Geheimdienst 2011 die Hände für seine jahrelangen regimekritisch gezeichneten Karikaturen brechen ließ.
Unten seine erste Karikatur danach aus dem Krankenhaus. Darunter der Clip mit Neemi al Hassan.

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